Morphologie der Frontzähne

Die Fort- und Weiterbildung ist in unserem Labor ein wichtiges Thema. Immer wieder sind unsere Zahntechniker auf Kursen und Kongressen anzutreffen.

„Gerade in der Zahntechnik ist es ein Muss, sich weiter zu entwickeln und einen Blick über den Tellerrand zu wagen“, so ZTM Lutz Tamaschke.

Am 5. September besuchten zwei unserer Zahntechnikerinnen einen Hands-on-Workshop des Dentista e.V.. Zusammen mit der Referentin ZTM Heike Assmann setzten sie sich mit den morphologischen Besonderheiten von Frontzähnen auseinander. Bereits die theoretische Grundlagenauffrischung war ein hoher Mehrwert. Die Referentin sensibilisierte dafür, dass jede Veränderung an der natürlichen Form eines Zahnes prägnante Folgen für die Funktion haben kann. Dabei ging es nicht ausschließlich darum, ästhetische Besonderheiten zu erfassen. Vielmehr wurde die funktionelle, für die jeweilige Indikation bestimmte Zweckform eines Zahnes thematisiert. Gewichtung erhielten markante Querwölbungen, bekannte Winkelmerkmale, sanfte Krümmungen, überhängende Zahnbäuche, definierte Kontaktflächen, physiologische Abnutzungen et cetera.

„Nach dem theoretischen Teil bekamen wir kleine Gipsblöcke und arbeiteten zwei Frontzähne in natürlicher Größe heraus“, so eine unserer Zahntechnikerinnen. Mit fast schon bildhauerischer Feinstarbeit entstanden Gipszähne mit individuellen morphologischen Zahnmerkmalen. Die hohe Detailgenauigkeit der Ergebnisse beeindruckte selbst die Referentin. „Es fasziniert mich immer wieder, welche hohe Gabe viele Zahntechniker besitzen. Das Gesehene 1:1 umzusetzen und die funktionellen Zusammenhänge zu erkennen, ist eine Herausforderung, die wir trotz CAD/CAM bewältigen müssen“, sagt ZTM Assmann.

Im zweiten Teil des Kurses arbeiteten die Teilnehmerinnen additiv und schichteten monochrome Frontzähne samt Krone und Wurzel aus Keramik. Am Ende des Tages fotografierte die Referentin alle erstellten Gips- und Keramikzähne und werte sie aus. Erneut wurde für die feinen morphologischen Charakteristika sensibilisiert. Heike Assmann erinnerte daran, Gestaltungskriterien nicht nach einem festen Schema einzubringen, sondern im Modell „zu lesen“ und patientenindividuell zu agieren.

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Bild links: Ein Frontzahn aus einem Gipsblock herausgearbeitet. Links der Originalzahn, rechts das von erstellte Abbild.
Bild rechts: Ansicht von inzisal: Links der Originalzahn, rechts das erarbeitete Abbild.

„Die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Zahnform und das händische Umsetzen machten uns die Besonderheiten der Morphologie begreifbar und verständlich.“ Es war ein schöner und wertvolle Kurs, bei dem es gelungen ist, ein schwieriges Thema mit viel Spaß und Freude sowie zahntechnischem Ehrgeiz auszuarbeiten. Zahntechnik braucht trotz aller Digitalisierung zahntechnischen Sachverstand und handwerkliches Können. Für Zahntechniker ist es wichtig, das eigene Können und Wissen immer wieder zu schärfen.