Keramische Materialien für prothetische Restaurationen
Die Vielfalt an keramischen Materialien ist groß und wächst mit der Etablierung der CAD/CAM-gestützten Fertigung. Es fällt nicht leicht, den Überblick zu behalten. Grundsätzlich trifft der Zahnarzt – meist in Absprache mit dem Labor – die Entscheidung für das optimale Restaurationsmaterial. Im Vordergrund stehen die Bedürfnisse und Ansprüche des Patienten. In den vergangenen Jahren sind vollkeramische Versorgungen populär geworden. Argumente für Vollkeramik: Hochästhetisch, naturnah, metallfrei und biokompatibel!
Zur Familie der „Vollkeramik“ zählen zum Beispiel Oxidkeramik, Silikatkeramik, Glaskeramik oder Feldspatkeramik. Grundsätzlich stehen Keramiken mit Glasphase und Keramiken ohne Glasphase zur Verfügung. Die Glasphase integriert Kristalle, über welche die ästhetischen Eigenschaften und die Stabilität der Keramik gesteuert werden kann. Je höher der kristalline Anteil (geringe bis keine Glasphase), desto stabiler die Keramik. Allerdings geht dies zu Lasten der ästhetischen Eigenschaften. Einfach ausgedrückt: Die Zunahme an Festigkeit führt zu einem Verlust an Transluzenz.
Zirkonoxid
Zirkonoxid ist ein hochfestes Material. Allerdings schränkt die kreideweiße Farbe und die hohe Opazität die Indikation ein. Seit einigen Jahren werden eingefärbte und transluzente Zirkonoxide angeboten. Diese haben eine geringere Opazität und können – im Seitenzahnbereich – für Vollkronen eingesetzt werden.
Glaskeramik
Keramiken mit Glasphase bieten lichtoptische Eigenschaften (Transluzenz, Lichtreflektion), die dem natürlichen Zahn ähneln und gewähren die Herstellung hochästhetischer Restaurationen. Die Biegefestigkeit von Glaskeramik ist relativ gering, weshalb sich das Material vornehmlich für kleine Versorgungen eignet.
Feldspatkeramik
Feldspatkeramiken sind traditionelle Verblendkeramiken und werden meistens auf Metall- und auf Keramikgerüsten verwendet. Die ästhetischen Eigenschaften sind sehr gut. Mit zahntechnischem Geschick können naturnahe Ergebnisse erzielt werden.
Lithium-Disilikat
Lithium-Disilikat zählt ebenfalls zu den Glaskeramiken, hat aber aufgrund der Materialzusammensetzung eine höhere Festigkeit. Bei einer initialen Biegefestigkeit von 360 bis 420 MPa erfüllt eine ästhetische Lithium-Disilikat-Restauration die gewünschte Stabilität (Einzelkronen, kleine Brücken).
Lithium-Silikat
Die Mikrostruktur einer zirkonoxid-verstärkten Lithium-Silikat (ZLS) besteht aus einem hohen Glasanteil, feinen Lithium-Silikat-Kristalle und einem Zirkondioxid-Anteil (10 Prozent). Mit einer Biegefestigkeit von 420 MPa (nach Glasurbrand 370 MPa) bietet das Material eine natürliche Transluzenz und naturnahe lichtoptische Eigenschaften mit einer adäquaten Festigkeit.
Fazit
Dieser Einblick in die keramischen Materialien für prothetische Versorgungen zeigt, dass es keine Universallösung gibt. Die indikationsgerechte Werkstoffauswahl erfolgt durch den Zahnarzt, der in enger Absprache mit dem Dentallabor das optimale Material auswählt.
Seitenzahnbrücke: Das Gerüst ist aus Zirkondioxid (Gruppe: Oxidkeramik) gefertigt worden. Es erfolgte eine individuelle Verblendung mit einer Verblendkeramik (Gruppe: Silikatkeramik). Die verblockten Kronen werden im Mund auf die Implantate geschraubt. Der Patient wird kaum merken, dass es sich eigentlich um einen Zahnersatz handelt.