Implantologie – Neu gedacht

Warum Zahnärzte gezogene Zähne nicht mehr wegwerfen sollten, welche Verfahren in der Implantologie weiterhin Bestand haben und welche in die Kiste des Überholten gehören, wurde Ende 2014 auf dem 28. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI e.V.) diskutiert.

„Alle fünf Jahre verdoppelt sich das Wissen der Menschheit – dies gilt auch für die dentale Implantologie. Dies bedeutet nicht nur, dass wir mehr Wissen und neue Konzepte haben, sondern auch, dass viele Methoden, die vor kurzem als Standard galten, überholt sind“, so Prof. Dr. Frank Schwarz (Universität Düsseldorf). „Der richtige Zeitpunkt für eine Implantation ist ein Beispiel dafür“, sagt Professor Schwarz. „Einen Zahn ziehen und ein halbes Jahr bis zur Implantation warten, ist obsolet“, so der Experte. Ob ein Implantat sofort nach der Extraktion gesetzt werden kann, hänge zwar von verschiedenen Faktoren ab, doch lediglich binnen sechs Wochen nach Extraktion ist in der Regel eine Implantation möglich. Nur wenn vor der Implantation Knochen aufgebaut wird,  beträgt die Wartezeit vier bis sechs Monate.

Die gezogene Wurzel ersetzt fehlendes Knochengewebe.

Beim Thema Knochenersatz zeichnet sich eine interessante Veränderung ab: „Wir können Zähne, genauer gesagt Zahnwurzeln unmittelbar nach der Extraktion zum Aufbau des Kieferknochens verwenden“, umreißt Prof. Schwarz neue Forschungsergebnisse seiner Gruppe, die demnächst im Rahmen klinischer Studien erprobt werden. Im Experiment haben Schwarz und sein Team gezogene Zahnwurzeln mit Mini-Schrauben auf Kieferknochen aufgeschraubt, um ihn auf diese Weise zu verbreitern. Vier Monate später, nachdem die Wurzel eingeheilt ist, kann ein Implantat gesetzt werden. „Dies klingt kurios“, schmunzelte Prof. Schwarz, „aber so können wir die Verwendung von künstlichen Ersatzmaterialien oder aufwändige Eingriffe zur Knochenentnahme vermeiden. Zahnärzte sind darauf trainiert, gezogene Zähne wegzuwerfen; hier ist vielleicht ein Umdenken angesagt.“

Kurze und dünne Implantate

Kürzere und dünnere Implantate machen eine Implantattherapie inzwischen schonender. Größere Eingriffe zum Aufbau des Kiefers können so oft vermieden werden. Heute sind Implantate mit vier Millimeter Durchmesser und sogar weniger (abhängig vom Ort der Implantation) die Regel. Auch was die Länge betrifft, haben sich moderne Implantate verändert: Sechs bis zehn Millimeter sind üblich; es gibt inzwischen auch kürzere Implantate zwischen vier und sechs Millimeter, die in bestimmten Regionen eingesetzt werden können.

Informationen zu einer Implantattherapie erhalten Patienten bei ihrem Zahnarzt. Zusammen mit dem Zahntechniker wird die optimale prothetische Versorgung geplant. Mehr erfahren können Sie zudem in unserem E-Book „Wie Zahnimplantate Ihr Leben verändern“.